Es ist die pure Lebensfreude, die an einem herbstlichen Dienstag bis auf die Moerser Straße zu hören ist. In der Comunita Seniorenresidenz Crefeld wird Oktoberfest gefeiert. Hier krachen unter johlendem Applaus Bälle in Dosen, dort werden mit präzisen Hammerschlägen Nägel im Holz versenkt und am Glücksrad finden zahlreiche Preise dankende Abnehmer. Die Bewohner schunkeln, trällern Lieder und genießen den gewünschten Leberkäse mit Sauerkraut und Kartoffelpüree. Maßkrüge mit alkoholfreiem Bier werden angestoßen und genussvoll samt dazugehöriger Brezel verköstigt. Feste wie dieses gehören zu den Highlights im Kalender des Hauses und unterstreichen, mit welcher Hingabe die Comunita-Verantwortlichen um das Wohl ihrer Gäste bemüht sind. Wer nicht mehr allein im gewohnten Umfeld leben kann, findet hier ein neues Zuhause, das von Zuneigung, Wertschätzung und ehrlichem Interesse am Wohlergehen jedes einzelnen geprägt ist.
„Lieder öffnen die Seele“, beginnt Heimleiter Sebastian Stock zu erzählen, „gerade für dementiell veränderte Menschen sind Feste und Musik etwas ganz besonderes. Es werden Erinnerungen erweckt, sie blühen regelrecht auf. Das ist für mich jedes Mal faszinierend zu beobachten.“ Seit rund einem Jahr verantwortet Stock die Geschicke des Crefelder Hauses auf Leitungsebene. Er kommt von der Basis. Hatte Altenpflege gelernt, bevor er Pflegewissenschaften studierte und sich anschließend zum Einrichtungsleiter fortbilden ließ. „Die Qualität eines Seniorenheimes steht und fällt mit seinen Mitarbeitern“, sagt der 39-Jährige und verweist dabei auf die Wichtigkeit der Führung: „Da wir in der Pflege ohnehin eine angespannte Arbeitsmarktsituation haben, ist es umso bedeutsamer, dass diejenigen, die bei uns arbeiten, Freude an ihrer Tätigkeit haben und mit Wertschätzung behandelt werden. Ihre Zufriedenheit ist der größte Garant dafür, dass auch unsere Bewohner bestmöglich behandelt und versorgt werden.“ Im Crefelder Seniorenhaus kümmern sich 14 Pflegefachkräfte, 25 Helfer und fünf Azubis um die Belange der 58 Bewohner, die im Seniorenheim, dem Demenzbereich und der „jungen Pflege“ untergebracht sind. Im November kommen mit dem Wohnbereich „Burg Linn“ – alle Bereiche sind nach Krefelder Wahrzeichen benannt – 27 weitere Plätze für die Kurzzeitpflege hinzu.
Zwar gilt für dir meisten Menschen, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden leben zu wollen, doch schaut man in die Runde, wird deutlich, wie freudvoll der Herbst des Lebens in einer auf die Bedürfnisse der Bewohner ausgerichteten Einrichtung sein kann. Es ist gelebte Gemeinschaft. Unter den Bewohnern, aber auch im Hinblick auf das Verhältnis zwischen den Pflegenden und den Gästen. „Pflege bedeutet Berufung“, sagt Stock und lässt keinen Zweifel an seiner Überzeugung. „Wir alle müssen von dem Wunsch getrieben sein, unseren Bewohnern ein Umfeld zu schaffen, in dem sie sich geborgen und sicher fühlen. Natürlich hat der Job einen ganz praktischen und handwerklichen Anteil und natürlich ist es wichtig, diesen so abzubilden, wie es sich gehört, aber die zwischenmenschliche Komponente entscheidet darüber, ob sich die Menschen wirklich zu Hause fühlen. Das ist uns enorm wichtig.“ Tatsächlich wirkt der Umgang der Mitarbeiter mit den Bewohnern freundschaftlich. Ein bisschen so, als würden sich Enkel um ihre Großeltern kümmern. „Diese Hingabe kann man nicht lernen. Das muss man mitbringen wollen. Wir sind sehr dankbar, dass wir solche Menschen finden und binden können“, so Stock weiter.
Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels existiert bundesweit ein drastisches Missverhältnis in der Versorgungssituation. Oft kommen bis zu neun Pflegebedürftige auf einen Platz. „Wir können Interessenten immer nur raten, sich in gewissen Abständen bei uns zu melden und die Verfügbarkeit abzufragen. Wir tun alles in unserer Macht stehende, um möglichst vielen Menschen zu helfen, aber auch unsere Mittel sind begrenzt. Trotzdem kann sich die Situation von Tag zu Tag ändern“, erklärt Stock, der die Politik des offenen Hauses propagiert. „Natürlich kann man uns per Telefon oder via Mail kontaktieren, aber wir laden jeden auch herzlich ein, uns einfach einmal besuchen zu kommen. So bekommt man bestimmt das beste Bild davon, was uns auszeichnet und wie es unseren Bewohnern hier ergeht.“
Nach fünf Stunden zünftigen bayrischen Brauchtums sind die letzten Maßkrüge geleert und die Kehlen heiser gesungen. „Schön war’s“, fanden die Bewohner, die sich nun in ihre Refugien zurückziehen. Zwar sind es Feste wie dieses, auf das sich die Bewohner schon weit im Vorfeld freuen, aber sie sind nur die Kirsche auf einer Torte, deren Grundzutaten Empathie und Warmherzigkeit sind. Wenn schon nicht in den eigenen vier Wänden, dann doch gerne hier. Im Alter oder in jeder anderen Situation, in der ein Leben ohne Hilfe nicht möglich ist.
Comunita Seniorenhaus Crefeld
Moerser Str. 1
47798 Krefeld
Telefon: 0231 – 176980
comunita-seniorenhaeuser.de
Fotos: Dirk Jochmann